Rätselhafte Köpfe und zornige Gänse

Volker Hildisch // Februar 2017

Eva Aeppli, Die Planeten © Foto: Volker Hildisch

Wer in der Toskana auf eine besondere Art wandern möchte, der sollte einen Ort auf keinen Fall auslassen: den Giardino Daniel Spoerri, rund 80 Kilometer südlich von Siena bei Seggiano. Ein rund 16 Hektar großes Gelände mit Olivenhainen und mehr als hundert Skulpturen unweit des höchsten Berges der Toskana, dem Monte Amiata, zu durchstreifen, das ist Bewegung und Inspiration zugleich.

In diesem Jahr feiert „Il Giardino Spoerri“ seinen 20.Geburtstag. Der umtriebige Schweizer Künstler Daniel Spoerri hatte die Idee für einen Skulpturenpark 1997 nach mehreren Jahren der Vorbereitung über eine Stiftung verwirklicht und ihr auch gleich zahlreiche seiner Objekte überlassen. Seine Idee hatte große Anziehungskraft, und so findet man in dem weitläufigen Gelände mittlerweile die Skulpturen von 40 weiteren Künstlern.

Olivier Estoppey, Tag des Zorns © Foto: Volker Hildisch

Oliver Estoppey beispielsweise hat den „Tag des Zorns“ geschaffen – 160 Gänse aus grauem Beton, die zwischen Olivenbäumen vor überlebensgroßen Trommlern in weiten Umhängen zu fliehen versuchen. erspielte Objekte, wie Spoerris turmhoher Brunnen aus Fleischwölfen, rätselhafte Köpfe von Eva Aeppli, witzige Apparaturen wie Jean Tinguelys „Große Lampe für D.S.“ Man steigt einige Treppenstufen hoch, spaziert über eine Wiese und kann durch einen „Laubengang“ von Sensen gehen, den Spoerri den „Damokles-Rosenhaag-Gang“ genannt hat.

Der Besucher von Ester Seidel blickt auf den labyrinthischen Mauerweg von Daniel Spoerri © Foto: Volker Hildisch
Armand, Monument der Sesshaftigkeit © Foto: Volker Hildisch

Überraschend tauchen die Objekte entlang der Wege und Trampelpfade auf und man weiß beim Spaziergang manchmal gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll: in die Hügellandschaft der Toskana oder auf die Installationen. Und dann merkt man: beides zusammen erst macht den kompletten Reiz dieses einmaligen Gartens aus. Träger ist eine Stiftung, die auch Stipendiaten die Möglichkeit zu einem Aufenthalt in der Toskana ermöglicht.

Wer vom Rundgang müde und durstig geworden ist, kann im Restaurant „Non solo Eat Art“ kleine (echte!) Häppchen – und auf Bestellung auch Menüs – zu sich nehmen. Der Name ist eine Referenz an Daniel Spoerris Verdienste in der Eat Art. Dabei verarbeitete er Reste von abgebrochenen Essen mit Kleber und Konservierungsstoffen zu Kunstwerken. Sein Düsseldorfer „Restaurant Spoerri“, das er in den 60/70er Jahren – mit einer Eat Art Galerie – führte, ist noch heute vielen ein Begriff. 2009 erwarb er in Hadersdorf am Kamp in Niederösterreich zwei Häuser. Das alte Kino wurde zum Esslokal Eat Art, das aus dem 13. Jahrhundert stammende ehemalige Kloster zum Ausstellungshaus umgestaltet. Spoerri gab ihm den Namen Ab Art. Im Jahr 2010 errichtete Spoerri eine Stiftung, bei der das Land Niederösterreich als Letztbegünstigter bestimmt ist. Das Ziel der Stiftung ist zeitgenössische Kunst und Kultur an Schüler und Jugendliche zu vermitteln.

Und schließlich kann man am „Giardino Daniel Spoerri“ auch wohnen. In einem Haus am Eingang des Parkes werden zu erschwinglichen Preisen drei Ferienwohnungen vermietet.  Noch ein Tipp für die Weinregion Toskana: Rund um Montalcino (ca. 25 km nördlich) wird der Brunello angebaut. Oft gut, aber ganz oft zu teuer. Besser: Das Weingut Peteglia in der Nähe von Montenero d’Orcia, ca. 20 Kilometer westlich. Vom „Giardino Daniel Spoerri“ über Castel del Piano Richtung Paganico (Koordinaten N.42.93977 E.11.46937).

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