So kündigte im Jahr 1853 der Journalist Ferdinand Stolle aus Grimma die erste Ausgabe von DIE GARTENLAUBE an, das erste Massenblatt der Mediengeschichte. Seine Laube ist unten abgebildet, sie steht auf der Stadtmauer in Grimma, meinem Geburtsort. Tatsächlich aber war der Leipziger Verleger Ernst Keil der Herausgeber und seine Leipziger Gartenlaube hatte der Zeitschrift den Namen gegeben. Er hatte die bürgerlichen Ehrenrechte wegen eines Vergehens gegen das Pressegesetz verloren. Stolle war sein Strohmann. So biedermeierlich der Text klingt: Die Zeitschrift war dennoch der Versuch, in den Jahrzehnten nach der 1848er Revolution radikal-liberale Vorstellungen in die Öffentlichkeit zu tragen. Der Titel? Camouflage für die Zensur. Sie wurde mit fast 400.000 gedruckten Exemplaren zu Zeiten von Keils Herausgeberschaft ein sensationeller Erfolg.
Seume hätte sich darüber gefreut, das hatte er ja selbst auch gewollt:
„Mit Büchern Einsichten vermitteln in unsere Natur, unsere Fähigkeiten und die sozialen Verhältnisse, in denen wir leben.“
In seinen ‚Apokryphen‘ hatte er eine Kurzform dafür gefunden, die aber, seiner Zeit und Persönlichkeit entsprechend, für den durchaus sympathisierenden Leser oft zu negativistisch eingefärbt waren (Seumes Werke, Bd.2, Berlin & Weimar: Aufbau-Verlag, 1983):
„Mißtrauen kommt nie zu früh, aber oft zu spät.“
„Wenn ein Deutscher zu sogenannter Würde oder auch nur zu Geld kommt, bläht er sich dick, blickt breit, spricht grob,setzt sich aufs große Pferdreitet den Fußsteg und peitscht die Gehenden.“
„Aufklärung ist richtige, volle, bestimmte Einsicht in unsere Natur, unsere Fähigkei-ten und Verhältnisse, heller Begriff über unsere Rechte und Pflichten und ihren ge-genseitigen Zusammenhang. Wer diese Aufklärung hemmen will, ist ganz sicher ein Gauner oder ein Dummkopf, oft auch beides; nur zuweilen eins mehr als das andere.“
Und seine wohl bekannteste Feststellung:
„Wo man singet, lass dich ruhig nieder, Ohne Furcht, was man im Lande glaubt; Wo man singet, wird kein Mensch beraubt; Bösewichter haben keine Lieder.“
Seume und Stolle, Apokryphen und Gartenlaube, Aufklärung und Unterhaltung - das sollen die Ankerpunkte des JOURNALS sein. Alles, was über den Tag hinaus mitteilens-, lesens- und erinnernswert scheint, findet hier seinen Platz. Zum Beispiel: Reiseberichte, wie der von Volker Hildisch über Verdun, Biographien, wie die von Claudia Spurk über Clara Schumann, oder über besondere Orte und Ereignisse, wie mein eigener Artikel über die Spicherer Höhen bei Saarbrücken oder der von Manfred Jacobs über den Flamenco. Zukünftig sollen hinzukommen: Essays, Erzählungen, Kurzgeschichten - allesamt geeignet ‚für’s Haus und für die Familie‘, am besten wohl ,mit einigen Freunden in der schattigen Laube‘
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