Dänen lügen nicht: Bielefeld existiert wirklich!

Peter Winterhoff-Spurk // Juni 2018

Das Stadtwappen von Bielefeld. (© Foto: gemeinfrei, wikipedia.org)

Ich habe in Bielefeld gelebt, mehr als 13 Jahre. Bin dort zur Bückhardtschule und zur Falk-Realschule gegangen, habe eine Lehre bei der Stadtsparkasse Bielefeld gemacht, bin auf die Alm zu den Heimspielen von Arminia Bielefeld gepilgert, habe die Tanzstunde bei Thielemann & Richter überstanden, reichlich Spengemanns Bratwürste und gelegentlich Pickert gegessen sowie später, auf dem Westfalenkolleg, das Abitur nachgeholt. Alles nur ein langer Traum? Wie soll man beweisen, daß dem nicht so ist? Zeugen lassen sich bestechen, falsche Schilder aufstellen und im Internet kann man leicht eine Scheinwelt generieren. Aber es gibt – glücklicherweise – eine Institution in Deutschland, die verschwörungssicher ist – die Deutsche Bundesbahn. Hier möge man den Test machen – sie verkauft Fahrkarten nach Bielefeld!

Wem das nicht genügt, der kann bei der DB sicherheitshalber einmal Fahrkarten zu Phantasieorten bestellen. Er wird lernen müssen: Nach Entenhausen, Michelbinge oder Metropolis kann man keine Fahrtausweise erwerben! Oder er mag bei der Danske Statsbaner anfragen – Dänen lügen nicht: Auch sie fährt nach Bielefeld, zum Beispiel 08.52 Uhr ab Kopenhagen, an 16.51 Uhr in Bielefeld, für 304,– Dkr in der 2. Klasse!

Bielefeld Deutsche Bahn Ticket © Foto: Peter Winterhoff-Spurk

Das hatte mich überzeugt. Ich würde nichts riskieren, wenn ich zur Realitätsprüfung nach Bielefeld fahren würde. Ich habe es dann Ende Mai 2018 getan und fand eine lebendige, gepflegte und interessante Großstadt mit rund 333.000 Bielefeldern. Dazu einen türkischstämmigen Taxifahrer, der mir sagte, dass Bielefeld für ihn die schönste Stadt der Welt sei. Inzwischen rund 30.000 Studenten mögen das – zumindest eine zeitlang – ähnlich sehen. Wer Bielefeld nicht nur sehen, sondern auch noch begreifen will, muß zwei Museen besichtigen: Das Bauernhausmuseum im Bielefelder Stadtwald und das Historische Museum in der alten Spinnerei. Dort wird – museumspädagogisch exzellent aufbereitet – die Geschichte der Stadt von der ländlichen Leineweberstadt zur industriellen, evangelisch geprägten Großstadt mit den Schwerpunkten Textil, Maschinenbau, Nahrungsmittel und den Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel erläutert.

Bauernhausmuseum Bielefeld (© Foto: gemeinfrei, wikipedia.org)

Im Museum wird ein interessanter Ansatz verfolgt: Der Bauernhof wird als System begriffen, dessen Erhalt alle Aktivitäten untergeordnet waren und woraus sich letztlich alle Sitten und Gebräuche erklären ließen. Beispielsweise erbte in Ravensburg der Jüngste den gesamten Hof, weil er im Erbfall der Kräftigste war und durch ihn dem Altbauern zu Lebzeiten lange keine Konkurrenz erwuchs.

Ein Schmankerl ist ein Pumpernickel in Originalgröße, geschätzt 80x30x20 cm. Wem das auf den Kopf fällt, der wird dumm durch Brot.

Im Historischen Museum lernt man, daß die preußische Regierung die Ostwestfalen dazu gedrängt hat, die bäuerliche Leinenherstellung (‚Spinnen am Abend, erquickend und labend‘) auf industrielle Fertigung umzustellen. Zur Leinenherstellung wurden Maschinen benötigt – so entstand die Maschinenindustrie vor Ort. Arbeiter mußten zur Fabrik kommen – das ging am besten mit Fahrrädern. So entstanden rund 100 Betriebe – Dürkopp und Göricke sind wohl die bekanntesten-, in denen Fahrräder hergestellt wurden. Bis heute sollen rund 20 Millionen in Bielefeld gebaute Räder weltweit unterwegs sein. Auch hier ein Schmankerl: Bei der Firma Dürkopp (‚Jeder Schlürkopp ist bei Dürkopp‘) wurden auch wunderschöne Autos gebaut:

Dürkopp Knipperdolling 10/20 PS 1908 (© Foto: gemeinfrei, wikipedia.org)

Und was wirklich kein ‚fake‘ ist: Inzwischen gibt es in Bielefeld auch einen Weinberg – im (wo sonst) Winzerschen Garten am Johannisberg! Schloß Johannisberg im Rheingau mag ja das älteste Riesling-Weingut der Welt sein; Bielefeld aber hat bald das jüngste!

Weinreben im Winzerschen Garten (© Foto: Bielibob gemeinfrei, wikipedia.org)

Es bleibt die Frage: Wer hat und warum die Bielefeld-Verschwörung wirklich ausgeheckt? Bei der Beantwortung hilft die Überlegung: Cui bono? Hochgradig verdächtig ist natürlich der SC Paderborn, der einen alten Rivalen – den DSC Arminia Bielefeld – medial vernichten wollte. Wahrscheinlicher aber ist diese Erklärung: Es war der nordkoreanische Geheimdienst.

Der Grund: Dem ehrenwerten Führer Kim Jong-un ist während seiner Schulzeit in der Schweiz ein ostwestfälischer Pumpernickel auf den Kopf gefallen.

Diese traumatische Erfahrung spiegelt sich bis heute – unbewußt – in seiner Frisur wieder. Er versucht seitdem, Bielefeld aus seinem Bewußtsein zu eliminieren. Eifrige Gefolgsleute haben daraus die Bielefeld-Verschwörung konstruiert.

Weinreben im Winzerschen Garten (© Foto: Bielibob gemeinfrei, wikipedia.org)

Wer also heute noch daran glaubt, dass Bielefeld nicht existiert, ist nichts als ein nützlicher Idiot im Dienste Nordkoreas!

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